Döblin II – Aufruf zum Ungehorsam

„Träges, faules Volk ihr. Was ist ein Fürst, ein Herr, ein Kurfürst und großgewaltiger Kaiser. Macht einen krummen Buckel vor ihm und er ist euer Kaiser. Zeigt ihm den Steiß und ihr werdet sehen, wie lange er noch Kaiser ist. Er ist ja nur mächtig, weil ihr Furcht habt und Angsthasen seid. Er hat keine Macht. Aber seht eure Hosenböden an, da findet ihr sie. Betrug und Einbildung ist die Regiererei, auf dem niedrigsten und höchsten Thron. Ihr seid schuld daran ,ihr alle, daß es um uns so geht, man müßte euch mit Knüpeln totschlagen, daß ihr so dasteht und die Mäuler aufreißt. Der Krieg täte euch gut, damit ihr seht und und fühlt und schmeckt, was ihr für gottvergessene Hundsfötter seid. Was ihr versündigt habt durch Dummheit und Narrheit, wird kein Heiland gut machen; er könnte zu euch kommen und ihr würdet ihn doch nicht ansehen, wenn er euch helfen will. Durch eure Dummehit und Furcht regieren die Fürsten, in eurem Kopf steht ihr Thron, für ihre Schandtaten und ihren Übermut bürgt ihr. Eure Jämmerlichkeit ist so groß, daß ich ein Maul wie der babylonische Turm haben müßte, um sie zu beschreiben. Es ist ja an der ganzen gefürchteten Macht der Fürsten und Tyrannen nicht viel mehr als in einem Traumschrecken, einem eingebildeten Alb. Feige Schuften haben die Fürsten groß werden lassen. O ihr jammerbaren Schächer und Klötze. Die Fürsten sind eine Schande, sie sind eure Schande. (….) Da sitzt einer auf dem Thron, den ihr ihm gebaut hab, damit er in Ruhe Riemen aus euer Haut schneidet (…) Nehmt Eure Messer. Und wenn er nicht sagt, was euch gefällt, so könnt ihr eure Freude haben: die Fürsten haben einen Hals zwischen dem Kopf und den Schultern; macht euch einen Spaß. So ein Mann spritzt nicht mehr Blut wie ein Kalb.“

A. Döblin, Wallenstein, Patmos, 2001, S. 529f