Theodor Storm: Hyazinthen

Fern hallt Musik; doch hier ist stille Nacht,
Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen.
Ich habe immer, immer dein gedacht,
Ich möchte schlafen aber du mußt tanzen.

Es hört nicht auf es rast ohn‘ Unterlaß;
Die Kerzen brennen und die Geigen schreien
Es teilen und es schließen sich die Reihen,
Und alle glühen; aber du bist blaß.

Und du mußt tanzen, fremde Arme schmiegen
Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt!
Ich seh‘ dein weißes Kleid vorüberfliegen
Und deine leichte, zärtliche Gestalt.

Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht
Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen.
Ich habe immer, immer dein gedacht;
Ich möchte schlafen, aber du mußt tanzen.

Was dieses Gedicht gerade heute aus meiner Erinnerung lockte weiß ich nicht zu sagen. Meine Kenntnis von Stroms Lyrik verdanke ich einer alten Klarinettenschülerin, die einzige die Altklarinette spielte, und mir Storm nach Pole Poppenspeeler und Schimmelreiterlektüre wieder nahe brachte.
Vielleicht der Herbst.