Aldiismus

Früher, als ich noch knietief im Bratfett stand, in einer Küche ohne Absauge arbeitete, hatte ich ein Kollegin, Svedlana, zierlich, blond, von einem freundlichen Gemüt, das selten ist. Sie erzählte von Polen, vom Schlange stehen, immer einen Beutel dabei und wie man sich die Zeit vertrieb, klönen, lesen und reden über das Gelesene. Mangel macht literat. Letztlich, beim Aldirundumschlag fiel mir auf, wie uns die Brüder aus Mülheim mit ihrer perfekten Synthese aus sozialistischer Mangelwirtschaft und kapitalistischer Marktordnung im Griff haben. Man kauft bei Aldi was es gerade gibt. Kinderwäsche, Chinanudeln oder Bohrmaschinen. Erschallt der Befehl „BEI ALDI GIBT’S NÄCHSTE WOCHE RAPSDIESEL“ rennt man mit seinem 20l Kanister herbei. Man würde auch Schlange stehen. Statt Gerüchten von Zucker in einem Geschäft lockt uns der Flyer termingerecht zum Spontankauf.
Als Butter noch teuer war, gab es manchmal Weihnachtsbutter aus EG-Beständen. So fing das an. Mittlerweile hat man dieses Einraffen verinnerlicht und auch ich kaufe zweimal im Jahr 3-4 Paletten Expresso. Das ich mit meiner Vorratswirtschaft eigentlich den Händler entlaste- um meines Preisvorteils willen- abergleichzeitig die „Freiheit „des Konsumenten drangebe: eine merkwürdige Entwicklung.